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"Weihnachten" - 24.12.2011

Weihnachten ist dieses Jahr vollkommen an mir vorüber gegangen. Kitschige Weihnachtsmusik in der Shopping Mall, Weihnachtsbäume mit bunten Lichtern und sogar Geschenke waren vorhanden, aber an Weihnachten geht es dann doch um etwas ganz anderes. Eigentlich sollte es auch gar nicht Weihnachten heißen, sondern "wunderschöner-Abend-mit-Mama-Papa-und-Emilia-mit-Omas-Plätzchen-gutem-Essen-und-gemütlicher-Festtags-und-Ferienstimmung".
Und da von alledem dieses Jahr nichts auf meinen 24. Dezember zugetroffen hat, war es schlicht kein Weihnachten. Aber trotzdem war es ein schönes Wochenende.

Der Event, der am meisten mit Weihnachten zu tun hatte, war wahrscheinlich mein Besuch im Waisenhaus. Am 23. sind wir mit ein paar Schülern im Rahmen des Charity Projects "Helping Hands" des English Departments hier in das Waisenhaus in der Stadt gefahren. Es ist erstaunlich groß für die kleine Stadt und besteht aus einer Schule, in der Kinder vom Kindergartenalter bis zum Schulabschluss lernen und leben können. Die meisten Kinder sind technisch gesehen gar keine Waisen, aber ihre Eltern sind so arm, dass sie sich eine Tochter oder einen zweiten oder dritten Sohn nicht "leisten" können und die Kinder daraufhin zu Mönchen geben, die sie dann wiederum an das Waisenhaus weitergeben.
Sie bekommen dort alles was sie zum Leben brauchen. Allerdings leben dort wahnsinnig viele Schüler und es gibt nur sehr wenige Lehrer. Deshalb fehlt es den Kindern komplett an Aufmerksamkeit und jeglicher Form von Liebe und Zuneigung.
Am Freitag haben wir die Grundschüler besucht. Die meisten Kinder waren also um die sechs Jahre alt. Schon an ihren alten Schuluniformen und ihren nackten Füßen hätte man erkennen können, dass diese Kinder nicht sehr behütet aufwachsen. Aber es waren ihre kleinen, schmutzigen Gesichter, die mich nicht mehr losgelassen haben - die großen, dunklen Augen, die zunächst so hart und misstrauisch, manchmal aber auch nur traurig in die Welt schauten.
Und so kitschig es auch klingen mag - ein kleines, hoffnungsvolles Strahlen in diese Augen zu zaubern war für mich der schönste Moment und das schönste Geschenk dieses Jahr zu Weihnachten und ich habe für mich erklären können, warum Weihnachten auch das Fest der Liebe genannt wird.
Unser Projekt bestand darin, allen Schülern ihr eigenes Geschenk zu geben und anschließend Donuts und Eiscreme zu verteilen und Spiele mit ihnen zu spielen. Die wie gesagt zunächst eher scheuen Schüler wurden sofort animiert und strahlten gegen Ende nur noch vor Energie und Enthusiasmus. Die meisten haben wohl wirklich noch nie einen "weißen Menschen" aus der Nähe gesehen. Mindestens zwanzig Kinder hingen deshalb nonstop an mir dran. Ein Mädchen hat sich einfach von vorne an mich geklammert mit den Armen um meinen Bauch und ihrem Kopf an meiner Brust und mich bestimmt für zehn Minuten nicht mehr losgelassen - egal wo ich versucht habe hinzulaufen. Sogar an meinen einzelnen Fingern hingen kleine Kinder. Als ich ein Mädchen gefragt habe, ob sie für mich ein Foto machen könnte und ich ihr meine Kamera in die Hand gedrückt habe, da hat sie mich mit großen Augen angeschaut und auf Thai gefragt, was das denn sei. Wiedermal ein totales Cliché - aber es war ein wirklich berührender Moment, als alle Kinder bei dem Blitzlicht zusammengezuckt sind und mich gefragt haben, ob sie "die Maschine" auch mal anfassen dürfen. Ich habe jetzt noch die kleinen Abdrücke ihrer winzigen, fettigen Finger auf meinem Bildschirm.
Zum Abschied wollten sie mich alle umarmen. Als die erste Runde vorüber war und ich mich schon halb erdrückt gefühlt habe, kam ein Mädchen auf die Idee mich nochmal zu umarmen, damit sie ein bisschen mehr von mir hätte als die anderen. Natürlich folgten alle anderen ihrem Beispiel und es folgte eine zweite Welle von Umarmungen. Das nächste Mädchen war daraufhin sogar so kreativ es mit einem Kuss auf die Wange zu versuchen und natürlich wollten das dann wiederum alle anderen auch ausprobieren. Einerseits war das natürlich wunderschön, aber es hat mir auch das Herz zerrissen, mit welchem Heißhunger diese tollen kleinen Kinder jedes Fünkchen Aufmerksamkeit, Liebe und Körperkontakt verschlungen haben...

Abends wurde meine ganze Familie vom English Department zu einem vorweihnachtlichen Abendessen in einem Hotel eingeladen. Mein Vater konnte nicht mitkommen, weil er gerade eine siebentägige buddhistische Gebetszeit macht und nicht nur keine Tiere essen, sondern auch sein Haus nicht verlassen darf. Es war ein lustiger Abend. Vor allem meine Advisorin und ihr Ehemann waren total süß und hatten großen Spaß beim Karaoke Singen. Anschließend haben sogar alle ausländischen Lehrer ein Geschenk im Namen des English Departments bekommen und es war wie gesagt alles in allem ein sehr schöner Abend.

Den Vormittag des 24. habe ich im Schlafanzug auf der Couch verbracht, mit einem guten Buch und heißem Kaffee, um zumindest ein winziges Bisschen Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen. Nachmittags sind dann die Freundinnen meiner Schwester gekommen. Seid Tagen hatte Fa darum gebeten, mich für den Weihnachtsabend "stylen" zu dürfen. Das Resultat war ein absolutes Prachtstück thailändischen Kitsches - Ich trug ein Prinzessinenkleid, schwarze Netzstrumpfhosen und sie hat mir mit Eyeliner zwei kunstvolle Sterne unter die Augen gemalt. Zum Abendessen ging es dann wieder in das "Grand Southern Hotel". Es gab ein Weihnachtsbuffet, das allerdings aus frittiertem Reis, unterschiedlichen Curry Gerichten und Kokosnuss als Dessert bestand, was dann mit der Weihnachtsdekoration nicht ganz zu vereinbaren war. Zunächst war das ganze etwas seltsam und mit den festlichen Weihnachtsliedern musste ich dann ab und zu wirklich die Tränen zurückhalten bei dem Gedanken, dass sie zu Hause gerade alle bei einem gemütlichen, späten Frühstück sitzen. Später wurde der Abend dann jedoch noch sehr schön. Wir haben viele Fotos gemacht, die Thais haben ihre geliebte Karaoke Session zelebriert und ich habe sehr süße Geschenke von Fa und ihren Freundinnen bekommen. Alles in allem war es wie gesagt ein schönes Wochenende, nur hatte es eben wenig mit Weihnachten zu tun, aber das ist ja auch ganz okay so...

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